EMF-Abend in Borgholzhausen

Rund 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger kamen am vergangenen Donnerstag in den Saal des Rathauses Borgholzhausen. Der Bürgerdialog Stromnetz hatte zu einem Informationsabend zu elektrischen und magnetischen Feldern bei Höchstspannungsleitungen eingeladen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein Fachvortrag von Dr. Hannah Heinrich, die sich seit mehr als 30 Jahren wissenschaftlich mit dem Thema der gesundheitlichen Auswirkungen solcher Felder beschäftigt und Mitglied von internationalen Konsortien zur Erforschung dieser Thematik ist. Sie erläuterte ebenso fundiert wie anschaulich die Unterschiede zwischen den Feldern, die bei Erdkabel- und Freileitungen sowie bei Gleich-und Wechselstrom entstehen, und ordnete diese wissenschaftlich ein. Daneben zeigte sie den gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen auf.

Die Expertin erklärte die bestehenden Grenzwerte elektrischer und magnetischer Felder, die den Gesundheitsschutz des Menschen gewährleisten sollen. Eine gesundheitliche Gefährdung durch Freileitungen ist bei Einhaltung der gesetzlich geregelten Grenzwerte ihrer Einschätzung nach ausgeschlossen. Für Hoch- und Höchstspannungsleitungen gilt ein Grenzwert für die magnetische Flussdichte von 100 Mikrotesla bei maximaler Anlagenauslastung, im Bereich des Arbeitsschutzes ein Grenzwert von 2.500 Mikrotesla bei 50 Hertz. Auch das sei ein absolut sicherer Wert, attestiert Dr. Heinrich. Für den menschlichen Körper gelte im Zusammenhang mit den Feldern ein Alles-oder-Nichts-Prinzip. Im niederfrequenten Bereich, wozu die Höchstspannungsleitungen gehören, gebe es kein „Dosis-Wirkung-Prinzip“: Die Dauer des Aufenthaltes spielt demnach keine Rolle für die Auswirkungen auf den Körper, sondern allein die Intensität des Feldes. Dies sei jedoch aufgrund der geltenden Grenzwerte absolut unbedenklich. Der menschliche Körper habe ohnehin auch einen eigenen Schwellenwert, der schon deshalb notwendig sei, weil das menschliche Herz mit seinen eigenen elektrischen Impulsen der größte Störer im eigenen Körper sei, so Dr. Heinrich. Sie räumte auch mit dem Irrglauben auf, dass es in anderen Ländern andere Grenzwerte gebe. Der Grenzwert von 100 Mikrotesla sei weltweit gültig und schließe eine Gesundheitsgefahr aus. Ob andere Länder zusätzliche Vorsorgewerte einführten oder nicht, sei in der Praxis irrelevant, da der Wert von 100 Mikrotesla verlässlich sicher sei.

In Deutschland gilt über den Grenzwert hinaus ein grundsätzliches Minimierungsgebot: Bei Bau- oder Umbaumaßnahmen sind demzufolge Optimierungsmöglichkeiten zu prüfen. Die internationale Krebsforschungsorganisation International Agency for Research on Cancer (IARC) stuft niederfrequente Magnetfelder – gemeinsam mit 200 anderen „wirkenden Substanzen“ in Gruppe 2 B – als „möglicherweise krebserzeugend“ ein. Ebenfalls in dieser Gruppe finden sich Kaffee und eingelegtes Gemüse. Einzig bei der Ursachenforschung für die Entstehung von Leukämien im Kindesalter gibt es noch Unklarheiten, da die Fallzahl insgesamt so niedrig ist, dass sich mathematisch berechnete Wahrscheinlichkeiten nicht in der Realität abbilden lassen. Dr. Hannah Heinrich stellte sich rund zwei Stunden lang den vielfältigen Fragen der Zuhörer und konnte viele Bedenken ausräumen. Der Moderator des Abends, Dr. Peter Ahmels von der Deutschen Umwelthilfe und dem Bürgerdialog Stromnetz, betonte zum Abschluss noch einmal, dass man als Deutsche Umwelthilfe in ganz Deutschland Feldermessungen an Freileitungen vorgenommen und nicht eine einzige Überschreitung von Grenzwerten festgestellt habe.